Bachata ist weltweit momentan so populär, wie noch nie zuvor. Immer mehr Menschen möchten diesen Tanz lernen und sind durch die schönen Bewegungen inspiriert. Sensual-Partys, mit 100% oder zumindest 50% Bachata findet man immer mehr! Dabei ist die Musik schon fast 60 Jahre alt (und der Tanz ist fast genau so alt).
Zum Hintergrund wissen aber gerade die vielen neuen Tänzer aber oft nicht so viel, deswegen dachte ich daran Artikelserie mit Grundlagen über die Entstehung und die Geschichte des Bachata, den Tanz und die Musik zu schreiben und so diesen phantastischen Tanz, die einmalige Musik und die verschiedenen Strömungen des Tanzes zu würdigen. Viel Spaß beim Lesen.
Beginnen möchte ich mit der musikalischen Entwicklung des Bachata und den Anfängen, die in der Dominikanischen Republik zum Ende der Diktatur in den 1960 Jahren liegen. Wenn ihr übrigens andere Informationen oder Sichtweisen habt, bitte kommentiert dies bei Facebook oder hier in der Kommentarfunktion. Ich habe versucht alles zu recherchieren, aber natürlich gibt es da immer Grenzen. Euer Input ist wie immer willkommen.
Noch eine letzte Anmerkung zu den Jahreszahlen der Phasen. Sie sind nicht immer auf ein bestimmtes Jahr festzulegen, also nicht als absolut zu betrachten.
Die musikalische Entwicklung des Bachata
Ursprünglich wurde das Wort "Bachata" in der Dominikanischen Republik (ähnlich wie das Wort "Rumba" in Venezuela) für ein Treffen, eine Begegnung oder eine Party verwendet, wo auch populäre Musik gespielt wurde. Anfangs waren Bachatapartys angeblich sogar verboten (weiß da jemand genaueres? Wenn ja, bitte in die Kommentare) und in der Dominikanischen Republik wurden die Partys in Santa Domingo und auch außerhalb der Zentren abgehalten und nur durch Mundpropaganda beworben. Um zu verstehen, wie es dazu kam, muss man sich die Zeit der späten 1950er Jahre und den Beginn der 1960er Jahre näher betrachten.
Die Lage in der Dominkanischen Republik der 1950er Jahre
Bolero, ein Rhythmus und ein Tanz Lateinamerikas war vor allem in den 1930er bis in die 1950er Jahre sehr populär. Er war nicht nur auf Cuba und Puerto Rico, sondern auch in der Dominkanischen Republik sehr populär. Neben dem Bolero war auch die Musik aus Mexiko, Kuba und Puerto Rico bis in die 1960er Jahre sehr einflussreich und übte einen starken Einfluss auf dominikanische Musiker aus. Zu dieser Musik zählte neben dem Bolero auch der mexikanische Korrido, der Huapango oder der Pasillo. Diese Musik wurde oft von Trios oder Quartetten gespielt, zu denen auch Solisten hinzugenommen wurden.
Bekannte dominikanische Künstler dieser Zeit waren Sänger wie zum Beispiel Rafael Encarnación, Tommy Figueroa, Luis Segura und Edilio Paredes.
1. Die erste Phase (ab 1962 - ca. 1970): Der Anfang der Bachatamusik und die Stilfindung
Die ersten dominikanischen Bachatas wurden unmittelbar nach dem Tod von Diktator Trujillo (30. Mai 1961) aufgenommen. Seine 30-jährige Diktatur war immer von starker Zensur begleitet. Politisch wurde durch den Tod des Diktators die Dominikanische Republik weniger repressiv, was erste kulturelle Entwicklungen zuließ. In der dominikanischen Republik begann dadurch ab 1961 Jahren eine Landflucht, sodass es sicher kein Zufall ist, dass die Geschichte des Bachata 1962 begann. Gesellschaftliche Veränderungen hatten immer Einfluss auf Kunst und Musik.
Anfangs wurde er auch als "Bolerito de Guitarra" bezeichnet. Bachata galt anfangs als melancholische Variante des Boleros. Bachata war also von Anfang an durch einen besonderen Klang und die Melancholie der Musik geprägt. Von Anfang an galt Bachata als "Musik der Bitterkeit" ("amargue"), die die nostalgischen Erinnerungen besang. Vom Gefühl war Bachata dem Blues verwandt.
Wer aber war nun derjenige, der diesen neuen Musikstil "erfand"?
Am 30. Mai 1961 nahm José Manuel Calderón (aus der Dominikanischen Republik) in Begleitung des Trios Los Juveniles die Lieder "Borracho De Amor" und "Condena (Qué Será De Mí)", letzteres von Bienvenido Fabián komponiert, in den Studios von Radio Televisión Dominicana auf. Diese Interpretationen gelten als die ersten Aufnahmen des Genres. Im Vergleich zu heutigen Sängern, sang Calderón als Bariton, also mit recht tiefer Stimme, was eher den mexikanischen Mariachi-Gesang ähnelte. Doch er war der erste und von ihm ging die Entwicklung aus.
Eine wesentliche Wurzel dieser ersten Bachata, war für Calderón dabei der kubanische Bolero (Vorsicht, nicht dem spanischen Bolero!) sowie der kubanische Son, beide kubanischen Einflüsse sind verständlich, wenn man die große Nähe der beiden Inseln bedenkt.
Bachata war Anfangs reine Gitarrenmusik mit Gesang, oft in Trios vorgetragen. Demzufolge war die Musik auch eher zum Zuhören und zur Unterhaltung als zum Tanzen gedacht.
Parallel dazu gab es in Mexiko die Mariachi-Musik, welche ebenfalls mit Gitarren der Unterhaltung verliebter Paare diente. Dieser ursprüngliche Bachata-Stil mischte sich dann innerhalb kurzer Zeit mit dem schnelleren Merengue.
Die Musik des Bachata ist für viele Europäer eine eigentümliche und anfangs fremd klingende Musik, die vor allem in den ersten Jahren die Melancholie, die Leidenschaft und die Liebe bzw. den Mangel an Liebe sowie die Nostalgie der dominikanischen Landbevölkerung, die in die Städte migriert ist, verbindet.
Rafael Encarnación gelang es ein Jahr später, diese neue Musik und den neuen Rhythmus populärer zu machen. Er debütierte im Oktober 1963 unter anderem mit den Songs "Muero Contigo", "Ya Es Muy Tarde", "Yo Sería Capaz", "Esclavo De Tu Amor" und "No Lo Niegues". Seine Karriere dauerte jedoch weniger als ein Jahr, da er bei einem Verkehrsunfall im März 1964 ums Leben kam.
1964 nahm Luis Segura mit "Cariñito De Mi Vida" seine erste Single auf. Im selben Jahr wurde der Sender Radio Guarachita, im Besitz von Radhamés Aracena, gegründet. La Guarachita, ursprünglich ein Plattenladen in der El Conde-Street, war der erste Radiosender, der auch Bachata spielte. Das lag zum Teil auch daran, dass sie anfangs die einzige Firma war, die Aufnahmen der Bachata-Künstler gemacht hatte und darauf auch Zugriff hatte und sie mit diesem Sender dann auch bewerben wollten.
Nach diesen ersten Aufnahmen von Calderons, Rafael Encarnacion sowie Luis Segura wurden auch von anderen Artisten mehr und mehr Aufnahmen gemacht und veröffentlicht: Rodobaldo Duartes, Edilio Paredes, Ramoncito Cabrera El Chivo Sin Ley, Corey Perro, Antonio Gómez Sacero, Louis Loizides, Eladio Romero Santos, Ramón Cordero und viele mehr waren die ersten Pioniere des Bachatas. Sie begründeten das neue Genre und definierten es. Gerade am Anfang war die Grenze zum Bolero nicht immer einheitlich gezogen. Seinen Ursprung im Bolero konnte Bachata nicht leugnen.
Der Begriff Bachata, der sich ursprünglich auf eine politische Partei bezog, wurde in den ersten Jahren nicht verwendet. Der Begriff „Bachata“ wurde zuerst von Mitgliedern der reicheren Schichten verwendet, um diese Musik der „Unterschicht“ verächtlich zu machen und um die kulturelle Rückständigkeit der unteren Schichten hervorzuheben.
Innerhalb der nächsten 20 Jahre stabilisierte sich der Stil und Bachata wurde immer populärer. Bachata galt vor allem bis in die 1980er Jahre hinein als Musik der armen und unteren Bevölkerungsschichten und auch als vulgäre Musik. Zu hören war er vor allem in Bars und Bordellen von Santo Domingo sowie auf privaten Veranstaltungen, die Anfangs nur durch mündliche Absprachen weiterverbreitet wurden.
2. Die zweite Phase (ca. 1970 - ca. 1988): erste Modernisierung und Akzeptanz
Ähnlich wie beim frühen Tango, wurde aus genannten Gründen Bachata immer mit Prostitution, Kriminalität und Armut assoziiert. Konsequenterweise tauchte Bachata anfangs auch nicht in den Medien auf und wurde nicht im Radio gespielt (im Gegensatz zu Salsa und dem sehr populären Merengue).
Nach und nach kamen nun mehr Künstler hinzu, welche Bachata spielten. Das Genre definierte sich mittlerweile besser und Ähnlichkeit zum Bolero wurde geringer.
Neue Künstler wie die vom Radio Guarachita geförderten Mélida Rodríguez (mit "La Sufrida") sowie Leonardo Paniagua entwickelten das Genre weiter.
Die 70er Jahre
In den 70er Jahren wurde Bachata weder in der Presse erwähnt noch wurde er im Radio oder Fernsehen gespielt. Die Musiker hatten auch kaum Zugang zu größeren und bekannten Veranstaltungsorten, sodass es kaum größere Konzerte gab. Auftritte fanden in kleineren Bars und sogar in Bordellen statt. Fast immer aber in den ärmsten Vierteln der Städte der Dominikanischen Republik.
Dieses Milieu hatte natürlich Einfluss auf die Musik und v.a. die Texte: Sex, Verzweiflung und Kriminalität waren zu dieser Zeit typisch für das Genre.
Dies führte natürlich weiterhin dazu, dass der Zugang zu anderen Veranstaltungsorten verwehrt blieb. Ein Teufelskreis. Es lag eine Zeit der „inoffiziellen Zensur“ vor, die die ganz große Popularität (ganz im Gegensatz zum staatlich geförderten und beworbenen Merengue!) verhinderte.
Bachateros dieser Epoche: Marino Perez, Leonardo Paniagua.
Die 80er Jahre
In den 1980er Jahren nahm die Akzeptanz deutlich zu. Auch die Radiosender gaben nun dem Wunsch des Publikums nach und spielten Bachata. Erste Fernsehauftritte wurden ausgestrahlt und die Popularität nahm noch einmal deutlich zu.
Luis Segura war nach wie vor aktiv und veröffentlichte "El Añoñaíto". Sein Song "Pena" wurde 1982 sehr populär, sodass Bachata von nun an nicht nur mehr die Unterschicht, sondern die gesamte Bevölkerung ansprach. Dies hatte nun aber mehr als 20 Jahre gedauert!
Im gleichen Jahr begann Leonardo Paniagua populäre Bachata-Coverversionen wie "Chiquitita" von ABBA und "Amada Amante" von Roberto Carlos einzuspielen.
Insgesamt wurde die Musik massentauglicher. Die Stücke wurden teilweise schneller, das Gitarrenspiel wurde druckvoller und der Gesang setzte als Stilmittel immer öfter „Call & Response“ ein.
Blas Durán war vermutlich der Erste, der 1987 die E-Gitarre in einem Merengue/Bachata-Hit spielte ("Mujeres Hembras"). Auch wenn das Stück vom Rhythmus eher wie ein Merengue klingt, hat es doch viele dominikanische Bachataelemente und ist irgendwo zwischen den Stilen angesiedelt.
Weiter geht es in Teil 2: Die musikalische Entwicklung des Bachata II: Das Genre etabliert sich (1990 - 2010)
Übersicht, über alle Teile dieser Reihe:
Teil 1: Die musikalische Entwicklung des Bachata I: Die Anfänge (1960 - 1990)
Teil 2: Die musikalische Entwicklung des Bachata II: Das Genre etabliert sich (1990-2010)
Teil 3: Die musikalische Entwicklung des Bachata III - Der Trend des Jahrzehnts (2010-2020)