Dieser Gedanke, begegnete mir in letzter Zeit des öfteren. Meine Gedanken kreisten ein wenig um diese Frage, als ich sie zum ersten Mal in Madrid von einem mir unbekanntem Tänzer gestellt bekam. Nun, zuerst einmal fühlte ich mich gleich angesprochen und war in einer Rechtfertigungsposition. Ein Gedanke zum Beispiel war, warum muss ich eigentlich irgendwas tun, und was kann ich überhaupt tun?
Die Salsa-Szene gibt es in meiner Stadt doch schon länger... Da muss man doch nichts mehr verbessern, oder? Ist Salsa oder unsere Partys etwa in Gefahr, so wie etwa Kröten bei der Wanderung? Ein weiterer Gedanke war, wenn ich was tun würde oder könnte, wie könnte ich einer Sache dienen, ohne Schaden zu stiften?

Wie auch immer, alles kreiste ein wenig um diesen Gedanken und ich machte, vielleicht auch zufällig, ein paar Beobachtungen:

1. In sehr vielen Salsaszenen findet man einen festen Kern an Tänzern, die oft schon sehr viele Jahre dabei sind, aber auch mindestens 50% Menschen, die nur eine Zeitlang kommen und dann plötzlich wieder verschwinden. Dabei zähle ich die "Zaungäste" nicht mit, also Leute, die nur Mal vorbeischauen und dann im Grunde nie wieder kommen.

2.  Oft herrscht, gerade in Deutschland, gravierender Männermangel.

3. Die Salsa-Szene ist gleich mehrfach gespalten! Einerseits gibt es die großen Fraktionen der Linientänzer und der kubanischen Tänzer (und zum Teil auch der undifferenzierten Tänzer, also im Kreis tanzenden Linientänzern ;-) ). Dazu kommen Untergruppen von Bachata, seit ein paar Jahren Kizomba und vielen weiteren weniger gespielten Tänzen. Mit anderen Worten eine Szene, die kaum wächst, verteilt sich in immer mehr kleinere Nischen.

Andererseits findet auch in jeder kleineren oder größeren Salsaszene eine Spaltung durch Individuen statt, die eigene Interessen verfolgen und im Hintergrund viel positives diskreditieren, kaputt machen, Leute abwerben, andere Leute (Tänzer, Lehrer, DJs) schlecht machen, Streit nach außen tragen und dabei selbst kaum was auf die Beine stellen. In einer benachbarten Stadt stagniert aus diesem Grund eine ganze Szene!

Eine mögliche Folge ist, dass Partys eher kleiner werden, da mehr Veranstaltungen satt finden, gleiches gilt für Kongresse.

4. Inhaber von Lokalen und Clubs verdienen an Salsapartys wenig Geld, da Tänzer wenig konsumieren. Oft stellt sich die Frage, ob man an einem Samstag nicht lieber z.B. eine Oberbayern/ Oktoberfest oder Schlagerparty macht und die Salsaparty unter der Woche, oder sie gleich weglässt! Ganz im Ernst, redet mal mit Euren Veranstaltern... die wenigsten sind mit den Einnahmen auch nur ansatzweise zufrieden.
Ein Club/Restaurantinhaber verriet mir mal, dass ein essender Gast im Schnitt für 15-20 Euro konsumiert, ein Salsatänzer aber nur 3-4 Euro. Der Tänzer bleibt aber deutlich länger.

 5. Wir alle gehen gerne auf unsere Partys und wir alle tanzen gerne! Manch einer fährt am Wochenende viele Stunden Auto, um zu einer guten Party zu kommen und gut zu tanzen! Da steckt viel Leidenschaft und Engagement bereits hinter!

 

Sorry we are closed

Ich möchte hier keinesfalls eine Krise beschwören, ich stelle erstmal nur ein paar Dinge fest, die ich beobachte. In anderen Städten und von anderen Leuten kann natürlich etwas ganz anderes gesehen werden. Um auf die Ausgangsfrage zurückzukommen, was man nun verbessern kann, bieten sich so aber durchaus Ansätze und Chancen!

 

Meine Vorschläge die Salsaszene voranzubringen

Meiner Meinung nach kann wirklich jeder, der gerne tanzt, jeder der die Partys in seiner Stadt mag sowie jeder der Kongresse besucht und Interesse hat neue Leute kennenzulernen und jeder der neue Figuren üben mag und einfach Spaß an Salsa und Latinmusic hat, mit ein paar einfachen Dingen alles voranbringen!

1. Geht auch mal früher zu den Partys, redet mit Anfängern, nehmt ihnen die Angst, übt mit ihnen.

2. Ladet Leute aus Eurem Umfeld ein! Jeder soll mal kommen. Das häufig gehörte Argument "die Männer, die ich kenne sind alle uninteressant und langweilig..." ist doch schnell entkräftet: Bringt jede Frau pro Monat neue 1-2 Männer mit, von denen vielleicht nur einer in den folgenden Wochen bleibt, so kann der doch von mir aus so langweilig und uninteressant sein, wie es nur möglich ist, denn andere Frauen würden das dann vielleicht auch tun, und so steigt die Zahl an Tänzern insgesamt. Und natürlich findet irgendwer dann auch bei den "Neuen" immer irgend jemanden "Interessant"... ;-)
(nennen wir es mal den reziproken Koinizdenztransfer potentieller Bewegunspartner ;-) )

3. Trinkt was! Und dann trinkt noch etwas... ;-) ...ist gesund und nützt dem Inhaber. Vor allem, wenn eine Party keinen Eintritt kostet, sollten mindestens 5-7 Euro (im Gegenwert eines Eintritts) drin sein. Im Kino konsumiert Ihr auch Popcorn und Getränke für 15 Euro!
Geld sparen ist aus Sicht der Tänzer natürlich verständlich, aber wenn man weiß was alleine die GEMA den Veranstalter kostet, dazu Personal wie Kellner, DJ, Heizung, Wasser und Strom, kommt schnell dahinter, dass man bei 100 Gästen die vielleicht im Schnitt nur 4 Euro konsumieren, nicht weit kommt... Wie so eine Party dann weitergeht, ist dann klar - auf Dauer gar nicht!

4. Kein offener Streit, keine Ränkespiele, keine Intrigen. Wenn ihr alles besser wisst und könnt, dann macht etwas Positives daraus! Seid konstruktiv, arbeitet miteinander und nicht gegeneinander, bringt Euch in die Gemeinschaft ein, sorgt für Fortschritt!

5. Sprecht Eure lokalen Veranstalter an, inwiefern Ihr helfen könnt. Ein paar spontane Ideen wären:

  • Hilfe bei Veranstaltungen
  • Flyer verteilen
  • ladet Leute mündlich ein
  • man kann Plakate aufhängen
  • Auftritte machen oder organisieren
  • Animationen einstudieren und Leute dazu motivieren
  • Falls man wirklich gut ist, auch gerne mal Kurse oder Schnupperkurse für Anfänger geben.
  • als DJ-Ersatz anbieten - jeder DJ ist mal erkrankt und braucht Ersatz!
  • Aushilfe (z.B. bei Männermangel) in Tanzschulen und Tanzkursen
  • Partyfotograf
  • anbieten Flyer zu designen
  • Vermittlung von Tanzpartnern
  • Organisation von Übungsstunden
  • Beratung bei Partys, Tanzschuhen, Kongressen, Tanzlehrerauswahl
  • uvm.

Diese Liste ist sicherlich nicht vollständig und ich freue mich über Euer Feedback und weitere Vorschläge! Und wie man sieht, sind die meisten Dinge sehr einfach und schnell erreicht. Bei dem hohen Motivationsgrad, der generell in unserer Tanzszene vorliegt, wäre das eine Kleinigkeit!

Mein Fazit: Salsa ist keine Mode... Noch vor 10 Jahren hörte man oft die Aussage, dass Salsa wohl nun bald aus der Mode kommen würde. Das ist nicht eingetreten. Es war vielleicht nie eine Mode. Zwar gab es in den Jahren nach 2000 eine "Latinwelle" mit Musik von Jennifer Lopez, Shakira, Ricky Martin, Juanes und vielen mehr, und zeitgleich einen Anstieg von Salsakursen und Salsapartys. Aber Salsa gab es schon vorher und wurde von dieser sehr populären und kommerziellen Strömung nur am Rande gestreift. Die neuen Leute kamen, da sie vor allem neugierig auf die "neue" Musik waren, sie blieben aber wegen des Tanzes. Als die Welle dann als "Mode" abebbte, war das für die Tanzszene kaum ein Problem. Die Tanzszene wurde in den folgenden Jahren eher größer!

Ich denke, als weltumspannendes Phänomen wird es Salsa, Latindance, Latinmusic usw. noch viele Jahrzehnte geben. Aber im englisch- und deutschsprachigen Raum ist es in den mittleren und kleinen Städten oft nicht so einfach eine Szene aufzubauen und vor allem zu erhalten. Da reicht das Engagement einiger zwar aus, etwas aufzubauen, aber genauso gut können wenige dies auch wieder zerstören.

Nehmt Eure Szene also nicht als "Status Quo" und gegeben wahr, sondern arbeitet kontinuierlich daran, sie zu erhalten und zu verbessern.

 

 

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