La Maxima 79 - XUnterhalte ich mich DJs von Spanien bis nach Polen, von Stockholm bis nach Italien, so beklagen alle die Flut an sehr kommerziellen und weichgespülten Publikationen, vor allem beim Bachata oder der ständigen Wiederholung unzähliger kubanischer Timbas, die einerseits vom Publikum gewünscht sind, aber andererseits kaum Platz für neue Publikationen lässt. Tatsächlich wurde in den letzten Jahren wenig spektakuläres im Bereich Salsa veröffentlicht. 
Aber, ein verlässlicher Garant für Neues ist Fabrizio Zoro, der als Soloartist, Produzent und mit seiner Band „La Maxima 79“ seit vielen Jahren mit ideenreichem und intelligentem Salsa immer wieder aufs neue überrascht und dabei eine Vielzahl an Hits veröffentlicht hat, wovon einige mittlerweile durchaus als Klassiker des Genres gesehen werden können.

Gestern wurde nun das Album „X“ veröffentlicht. Es gab mit Alcaran schon eine Vorabpublikation, die vielleicht der eine oder andere schon kennt. Es ist das fünfte Album nach Regresando al Guaguancò, Joseito, Resilienza und Un Nuevo Dia.


Der Titel „X“ (römisch für 10“) soll zeigen, dass die Band seit 10 Jahren Musik veröffentlicht und dieses Jubiläum soll gefeiert werden.
Spoiler: Das ist mehr als gelungen, da sie nicht nur sich selbst ein Denkmal setzten, sondern vor allem dem Genre „Salsa“ und seinen wunderbaren und vielfältigen Ursprüngen.

Das Album überraschte mich nach dem ersten Hören und mittlerweile halte ich es für die bisher beste Publikation dieses Jahr. Das Album ist ein „Anachronismus“ im besten Sinne. Es deckt viele Stile der Latinmusic ab und greift dabei tief auf die Wurzeln und Ursprünge zurück. Auch die 1970er Jahre erhalten ihr Tribut und alles wird mit dem zeitlosen und eigenem „La Maxima 79“-Stil garniert.

Schauen wir mal die Stücke im Detail an:

La Huesped: Starker einstieg. Treibend, super, von Rodolfo Guerra arrangiert, einem angesehenen peruanischen Bassisten mit über 35 Jahren Erfolg als Musiker.
Viele Titel, so auch wie dieser werden dieses Mal von Donny Reyes, dem „Florentiner Matancero“, dem neuen Sänger von Maxima gesungen. Als Special Guest an den Blasinstrumenten: Michel Padron, ein Kubaner, der in Bristol, Großbritannien, lebt; an den Trompeten Gabriel Oscar Rosati und El Vikingo de La Salsa. Enormes Hitpotential.

Paga El Guaguanco: Dieses Stück wurde von Fabrizio Zoro arrangiert und von Donny Reyes gesungen (der auch den Text geschrieben hat). Am Klavier spielt der neue Pianist der Maxima 79, Andrea Giubilei, während Gabriel Oscar Rosati und El Vikingo de La Salsa erneut die Blasinstrumente spielen.

Traigo Salsa: Das Stück geht gleich zur Sache, man hört die „La Gripe“ typische Gitarren, die ein Guaguanco-Thema spielen, ein Markenzeivchen von La Maxima 79 hier wieder gespielt von Xavi Masvidal, der auch bei La Gripe und Mucho Guaguanco zu hören war. Der Text behandelt den Kontrast zwischen Bachateros und Salseros und dem Zeitgeist in unserer Szene, wobei genau dieses Album einen neuen Standpunkt setzt.

Apeate y Oye: Schöner Salsa. Als Musiker stechen wier Donny Reyes, Gabriel Oscar Rosati und El Vikingo de La Salsa hervor sowie der Venezolaner Efren Iriarte an den Timbales mit einem phantastischen Solo. Das Trompetensolo erinnert an die Zeit von La Maxima 79 mit Jimmy Bosch. Sehr treibend. 
Das Original ist gespielt von Agustin Arce Y Su Nuevo Sonido und geschrieben vom großen Tite Curet Alonso, dem puertoricanischen Komponisten, der viele der bekannesten Salsa komponiert hat. Er schrieb unter anderem für Cheo Felicianos, Willie Colón, Ray Barretto, Ismael Rivera, Héctor Lavoe, Rubén Blades, Pete Rodríguez, Rafael Cortijo und vielen mehr.

La Maxima 79 - X

Alcaran: Ein Klassiker des Genres, vielfach gecovert. Geht vermutlich auf die 1920er Jahre zurück. Gesang von Yoris Trinitario. Jazzig, mit wunderschönem Klaviersolo. Man fühlt sich an die 60er und 70er Jahre in Havanas Tanzschulen erinnert.

Fa Bi Ca: instrumentaler Jazz-Salsa, Descarga. Ein Gegensatz zur Kommerzialität vieler heutiger Veröffentlichungen. Musik wie sie im Grunde seit Jahrzehnten nicht mehr veröffentlicht wird. Unglaublich gut. Kongressniveau! Für mich einer der Höhepunkte des Albums. So stelle ich mir die Zeit im Palladium der 50er und 60er Jahre vor.

Up to You: Dieses Lied lag seit 2011 in der Schublade. Jetzt erwacht es zu neuem Leben mit einer afro-kubanischen Einführung und der Beteiligung von Dany De Santis am Klavier.

Sun Sun Babae: Eine Coverversion von Tito Rodriguez (komponiert von Rogelio Martinez Diaz), ein Klassiker, der auch schon von Eddie Palmieri, Oscar de Leon und Tito Rodriguez gespielt wurde. Sicher allen Hörern bekannt.

Plathos: eine jazzige Descarga mit Timbales Solo. Wurde bereits vor einigen Monaten veröffentlicht, wird hier aber in einer Vintage-Version von DJ Isaia Leoni aus der Toskana erneut präsentiert. 

Que se Prenda – Ein Stück, welches treibend und sicher auch gut für Show-Aufführungen geeignet ist. Bei dieser Gelegenheit zeigt Matteo Salvatori aus Rimini an den Perkussionen (Congas und Timbales) seine besten Fähigkeiten.

Guajirita: klassische Guajira zu der man auch prima einen langsamen Cha Cha tanzen kann, mit vielen cubanischen Elementen Mitte des letzten Jahrhunderts. Die Gitarren und die Bongos sind wunderschön.
Das Stück entstand als Zusammenarbeit zwischen Fabrizio Zoro und Giancarlo Pioli, alias El Rubio Loco, der hier auch singt.

La Culpable: Ein kubanischer Son, der während der Covid-Zeit komponiert wurde, arrangiert und am Klavier gespielt von Dany De Santis und gesungen von El Guille, dem bisherigen Sänger von La Maxima 79.

Indeleble: ein schöner Salsa, der ursprünglich auf das letzte Album sollte, thematisch hier jedoch besser hinpasst. Auch hier singt  El Guille.

 

Mein Fazit: Das Album ist ein so wohltuender Widerspruch zu allen schnell am Computer zusammengeklickten Produktionen, die versuchen einem Zeitgeist, vor allem beim Bachata, hinterherzulaufen. La Maxima 79 huldigen dem Genre und hauchen ihm neues Leben ein. Das Album ist ein bewusster Contrapunkt und ein starkes Statement. La Salsa Vive!

 

La Maxima 79 - X - Cover

Das Cover von X ist von dem argentinischen Fotografen Sergio Aldacor.

Links zu La Maxima 79:

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