Unterricht beim Salsaevent Fulda (Bersy Cortez und Fadi Fusion)Ich habe eine Serie von fünf Artikeln zum Thema "Tanzkurse" geschrieben. Tanzkurse sind das Elixir jeder Tanzszene und sie bringen uns weiter. Sie sind unverzichtbar und machen oft viel Spaß. Trotzdem gibt es große Unterschiede, sowohl regional als auch international. Die Tanzlehrer, das Niveau, die Tanzschüler, die Stile - alles kann weit auseinander liegen. Ich habe dazu Informationen gesammelt, neue Ideen gesucht und alles mit Videos und Fotos garniert :)


Ich hoffe, Euch gefällt diese Serie und wie immer freue ich mich auf Eure Beiträge dazu!
Der erste Teil möchte ein wenig für das langfristige Engagement in Tanzkursen werben!

Der erste Tanzkurs - ein wichtiger Einfluss!

Jeder erinnert sich sicher noch an seine ersten Tanz-Kurse. Mehr oder weniger durch Freunde, Zufall oder auf der Suche nach Abwechslung landete man in einem Anfängerkurs, vielleicht kubanische Salsa, vielleicht auch Salsa auf Line oder auch beim Bachata. Das ist beinahe so wie der erste Kuss... ein unvergessliches Erlebnis :-)

Doch wie läuft so etwas meistens ab?
An mehreren Abenden lernt man etwas über den 3-Schritt-Rhythmus des Salsa, Grundschritt, Rechtsdrehung, Linksdrehung, Cross-Body-Lead) und dann wird das abwechselnd geübt. Nach einiger Zeit wird das ganze dann zusammengefügt und der erste Kurs ist dann vorbei. Mit etwas Glück macht man noch einen zweiten Kurs im Folgemonat. Viele haben dann schon genug Kurse und machen erstmal keine weiteren.

Dagegen ist erst einmal gar nichts einzuwenden. Schließlich haben sehr viele von uns genau so angefangen. Aber war man danach so richtig sicher? Und wie viele Leute haben damals abgebrochen, weil sie es so schnell nicht hinbekommen haben und vielleicht auch überfordert waren?

Für Tanzlehrer ist das ebenfalls nicht ganz so befriedigend, da man erstens immer wieder in jedem Kurs das gleiche macht (zum Teil über viele Jahre) und zweites es viel lukrativer wäre, wenn man im Kurs die Leute für mehrere Monate oder Jahre binden könnte.
Unbestritten ist, dass eine langfristige Bindung zwischen Anfänger und Tanzlehrer von Vorteil für die Ausbildung der Tanzschüler ist! 

Was kann eine Tanzschule heute also leisten, worauf muss sie achten? Wie kann man also einen Tanzkurs so gestalten, dass man dauerhaft eine große Anzahl an Teilnehmern hat?

 

Anforderungen an Tanzkurse und Tanzlehrer

Ich habe in den letzten Jahren hunderte von Workshops auf Kongressen miterlebt und auch viel Zeit in spanischen Tanzschulen verbracht. Folgende Grundgedanken liegen vielen Kursen zugrunde:

  • Verbesserung der individuellen Leistung der Tänzer und Tänzerinnen: Dazu gehören Motivation, Spaß am Lernen und Spaß an der eigenen Bewegung (Körpererfahrung)

  • Verbesserung der lokalen Tanzszene: Je mehr Leute lernen, desto größer wird die Szene und desto eher kommen auch Fortgeschrittenenkurse zustande. Aber gerade in Deutschland, außerhalb der Metropolen, denke ich, dass man sicher auch das eine oder andere noch verbessern kann. Gerade in kleineren Tanzszenen ist noch Luft nach oben!

  • Konzeptionelles Arbeiten: Tanzlehrer sollten ein langfristiges Konzept haben (ja, einen Lehrplan!). Das Konzept muss auch den Tanzschülern klar sein!

  • Fortbildung der Tanzlehrer: Es gibt ständig Neues! Neue Trends, neue Tänze, neue Musik, neue Bewegungen, neue Philosophien. Stillstand ist der Anfang vom Ende!

  • Innovation: Hin und wieder sollten alle Beteiligten das ganze Konzept eines Kurses auch mal wieder hinterfragen und vielleicht auch auf den Kopf stellen und offen für neue Wege sein.
    Innovation macht alles auch für die Tanzlehrer interessanter, da sie so aus dem Trott herauskommen und sich vielleicht auch mal wieder selbst der einen oder anderen Neuerung stellen müssen.

Unterricht beim Salsaevent Fulda (Bersy Cortez und Fadi Fusion)
Bersy Cortez im Tanzkurs

 

Was erwarten speziell Anfänger vom Tanzkurs?

Eine kurze Umfrage unter Freunden hat ergeben, dass sie sich folgendes als Teilnehmer von Tanzkursen erwarten:
Gutes Kursklima, Lehrer die didaktisch fit sind und persönliche und angemessene Hilfestellung bieten, Rücksicht, wenn man mal nicht mitkommt, aktuelle Musik, gerechtfertigte Preise, Möglichkeiten in einem weiteren Rahmen (also außerhalb der Tanzstunde) üben zu können, ohne dass Fortgeschrittenere das eigene Üben belächeln. Dazu kommt auch, dass sich Anfänger oft anmelden, um neue Leute kennenzulernen, vielleicht sogar einen neuen Partner nach einer Trennung finden möchten. Diese soziale Komponente ist nach meiner Erfahrung für Anfänger hoch einzuschätzen!

 

Ein gutes Tanzschulkonzept ist auf 3-5 Jahre angelegt:

Wenn man anfangs ein paar kurze Kurse macht, ist das okay für einen Einstieg, aber für viele Anfänger nicht zufriedenstellend. Es gibt jede Menge Latin-Tänze zu lernen, verschiedene Stile innerhalb dieser Tänze (z.B. verschiedene Salsa- und Bachataformen), dazu eine Menge verschiedener Musik, die auch passen muss. Und was man immer üben muss, ist die verschiedene Rhythmen zu lernen, Interpretation, Styling und die individuelle Körperkontrolle. Ach ja, aktuelle Strömungen gibt es auch noch... Das alles kann man logischerweise nicht in 1 oder 2 Monaten lernen!

Unterricht beim Salsaevent Fulda (Bersy Cortez)
Stylingunterricht


Wie kann also ein langfristiges Konzept aussehen? Kurse sollten auf mehrere Monate (besser auf mehrere Jahre!) und nach Niveaustufen angelegt sein, in denen zumindest vorher schon die Ziele definiert und auch den Schülern bekannt sind. Am Ende können (!) auch Prüfungen oder Auftritte den jeweiligen Leistungsstand dokumentieren.

Von Niveaustufe 1 (Anfänger) über die Mittelstufe bis hin zum fortgeschritten Niveau und dann folgend Masterklassen und zum Show-Projekt, gibt es so eine international recht übliche Reihung, die in der Regel auf mehrere Jahre angelegt ist.
Das ganze sollte man also eher wie die mehrjährige Teilnahme in einem Fitnessstudio oder einem Sportkurs sehen. Ständiges Wiederholen und permanente Verbesserung stehen im Zentrum. Würde man zum Karate gehen, dann würden die Teilnehmer vermutlich auch nicht erwarten, nach zwei Monaten den schwarzen Gürtel zu bekommen. Der Weg zur Meisterschaft ist lang und manchmal steinig.


Kurse können einmal oder besser zweimal wöchentlich stattfinden und zum Beispiel eine Stunde dauern.
Man schreibt sich ein und macht das dann für eine lange Zeit mit dem Ziel sich stetig weiterzuentwickeln. Und wenn man sich darauf mal einlässt, merkt man auch den Unterschied von jeder Niveaustufe zu nächsten ganz genau.

 

Ein Freund von mir, Eric Laubach, ist in Malaga seit über 4 Jahren im Kurs von Bersy Cortez und Noelia Delgado. Und erst nach drei Jahren nennt sich der fortlaufende Kurs "avanzado" (also fortgeschritten). Bei ihm im Kurs sind einige Teilnehmer, die seit 6-10 Jahren tanzen und bereits sehr viel Erfahrung haben, bereits selbst Tanzlehrer sind, aber sich trotzdem weiter verbessern möchten. Und dieser Fortgeschrittenenkurs hat noch nicht einmal das höchste Niveau der Tanzschule, es gibt noch zwei höhere Niveaus!
Hier ein Auftritt der Oberstufe vom July 2018: Puro Estilo - Muevete 2018

Weiter gehts in Teil 2, vermutlich schon nächste Woche :-)

 

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